Wie voll sind Ungarns Gasspeicher?
Die ungarischen Gasspeicher, Stand Mitte August, sind zu über 61 Prozent gefüllt, womit sich Ungarn mit diesem Wert am unteren Ende der Rangliste der EU-Mitgliedstaaten wiederfindet (der EU-Durchschnitt belief sich zum gleichen Zeitpunkt auf über 77 Prozent). Auf den ersten Blick mag dies besorgniserregend erscheinen und den Eindruck erwecken, dass Ungarn zu den Ländern gehört, die am wenigsten auf die drohende Gaskrise im Herbst und Winter vorbereitet sind.
Diese Zahl an sich sagt jedoch nur wenig darüber aus, wie groß die tatsächlichen Gasreserven eines Landes sind. Betrachtet man nämlich den Prozentsatz des Jahresverbrauchs eines Landes, der durch die gespeicherte Erdgasmenge gedeckt wird, steht Ungarn weitaus besser da als viele seiner europäischer Partner. Ungarn verfügt über vier Erdgasspeicher mit einer Gesamtkapazität von 4,43 Milliarden Kubikmetern und gehört damit innerhalb der EU zu den Ländern mit den anteilig größten Gasspeicherkapazitäten. Da der Jahresverbrauch des Landes in der Regel zwischen 9 und 10 Milliarden Kubikmetern liegt, kann allein aus diesen Speichern fast die Hälfte des jährlichen Energiebedarfs des Landes gedeckt werden.
Mit den derzeitigen Füllständen kann fast ein Drittel des gesamten Gasbedarfs gestemmt werden. Tatsächlich haben nur vier Länder einen höheren Anteil an gespeichertem Erdgas im Verhältnis zu ihrem Jahresverbrauch als Ungarn, und zwar Tschechien, die Slowakei, Österreich und Lettland. Deutschland dagegen verfügt beispielsweise über immense Speichervolumen, die darüber hinaus derzeit schon zu über 80 Prozent gefüllt sind. Da der Gasverbrauch in Deutschland jedoch anteilig weitaus größer als in Ungarn ist, kann im Vergleich weniger des durchschnittlichen Jahresverbrauchs gespeichert werden.
Mit dem jetzigem Stand scheint Ungarn also für den Winter besser gerüstet zu sein als die meisten EU–Länder.
Genehmigung für Ausbau des Kernkraftwerks in Paks
Ende August erteilte die Nationale Atomenergiebehörde die Baugenehmigung für die Erweiterung des Kernkraftwerks in Paks (Paks II), das bis 2030 über zwei weitere Reaktorblöcke verfügen soll. Wegen des Krieges in der Ukraine gab es in den vergangenen Monaten zahlreiche Spekulationen darüber, ob Paks II womöglich ausgesetzt werde, da die Arbeiten vom russischen Staatskonzern Rosatom durchgeführt werden und eine Intensivierung der Sanktionen dem Ausbau des Atomkraftwerks im Wege stehen könnte. Zudem wird der Bau der Reaktoren zu 80 Prozent durch russische Kredite finanziert. Die beiden neuen Reaktorblöcke sollen in der Zukunft die gerade betriebenen vier Blöcke ersetzen. Derzeit stemmen diese etwa die Hälfte der ungarischen Stromerzeugung, stammen jedoch noch aus der Sowjetzeit und laufen zwischen 2032 und 2037 aus.
Dürreperiode in Ungarn
Ungarn durchlebt eine der trockensten Perioden seiner Geschichte. Fast die Hälfte des ansonsten normalen Niederschlags fehlte in den ersten sieben Monaten des Jahres – zuletzt hatte es 1901 so wenig geregnet wie jetzt. In Anbetracht dessen herrschte in zehn der zwölf Wasserwirtschaftsdirektionen Ungarns Anfang August Wassermangelalarm. Entwarnung gibt es aber dahingehend, dass der Wasserbedarf aus den bisher gespeicherten Mengen gedeckt werden kann, weshalb Einschränkungen beim alltäglichen Wasserverbrauch gegenwärtig nicht notwendig zu seien scheinen.
Zur Quelle:
Das Deutsch-Ungarische Institut für Europäische Zusammenarbeit soll ein Forum für den akademischen, wissenschaftlichen und politischen Dialog zwischen Deutschland und Ungarn bieten und Entscheidungsträger wie auch interessiertes Fachpublikum beider Länder mit Themen, Debatten, Prozessen, Denkmustern und Ideen des jeweils anderen Landes bekanntmachen. Ziel ist es, durch Versachlichung des deutsch-ungarischen Diskurses mehr Verständnis, Verständigung und ein konstruktives Miteinander zu verwirklichen und so gemeinsam unser Europa zu erneuern.
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